Der Hanf (Cannabis) ist eine Pflanze, die seit Jahrtausenden von Menschen genutzt wird – ob als Nutz- oder Heilpflanze. Dabei rücken immer mehr Inhaltsstoffe wie Cannabinoide in den Mittelpunkt des Interesses. Einer dieser Stoffe ist das Tetrahydrocannabivarin (THCV), ein wenig bekanntes Molekül, das jedoch zunehmend Beachtung findet. In diesem Artikel erfahren Sie alles Wissenswerte über THCV, seine Wirkungen und möglichen Anwendungsgebiete.
THCV und seine chemische Struktur
Wie der Name schon vermuten lässt, hat THCV eine ähnliche chemische Struktur wie das bekanntere THC (Tetrahydrocannabinol). Beide Substanzen gehören zur Gruppe der Phytocannabinoide und sind im Hanf enthalten. Der Hauptunterschied zwischen den beiden Molekülen liegt in einer seitlichen Seitenkette. Dadurch unterscheiden sich auch ihre pharmakologischen Eigenschaften voneinander.
Die Wirkung von THCV auf den Körper
THCV wirkt, wie alle Cannabinoide, an den sogenannten CB1- und CB2-Rezeptoren des Endocannabinoid-Systems. Dieses System ist für die Regulierung verschiedener Prozesse im menschlichen Körper zuständig, wie zum Beispiel Schmerzwahrnehmung, Entzündungsreaktionen und viele andere. THCV hat interessanterweise eine dualistische Wirkung an diesen Rezeptoren: In niedrigen Dosen wirkt es als Antagonist (Blocker) am CB1-Rezeptor, was bedeutet, dass es die Aktivität dieses Rezeptors verringert. In hohen Dosen funktioniert THCV jedoch als Agonist (Aktivator) an beiden Cannabinoid-Rezeptoren.
Mögliche therapeutische Anwendungen von THCV
Aufgrund seiner besonderen pharmakologischen Eigenschaften wird THCV für verschiedene medizinische Anwendungen untersucht:
- Appetitzügler: Im Gegensatz zu THC, das bekanntermaßen den Appetit steigert, kann THCV in niedrigen Dosen als natürlicher Appetitzügler wirken.
- Stoffwechselregulator: THCV könnte bei Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2 und Fettleibigkeit (Adipositas) helfen, indem es unter anderem die Insulinsensitivität erhöht.
- Antikonvulsivum: Die krampflösende Wirkung von THCV wurde bereits in einigen Studien beobachtet. Somit könnten Patienten mit Epilepsie oder anderen neuronalen Erkrankungen von einer Behandlung profitieren.
THCV im Vergleich zu anderen Cannabinoiden
THCV ist lediglich eines von über 100 identifizierten Cannabinoiden in der Hanfpflanze. Die bekanntesten Vertreter sind THC und CBD (Cannabidiol). Während THC vor allem für seine psychoaktive Wirkung bekannt ist, hat CBD keine berauschenden Effekte und wird in den letzten Jahren zunehmend als natürliches Heilmittel eingesetzt.
Obwohl THCV in vielen Aspekten eine ähnliche Struktur wie THC aufweist, unterscheiden sich die beiden Moleküle in ihren Wirkungen erheblich. Eines der Hauptmerkmale von THCV ist seine nicht-psychoaktive Wirkung in niedrigen Dosen, was es für medizinische Anwendungen besonders interessant macht. In hohen Dosen kann das Cannabinoid jedoch durchaus psychotrope Effekte hervorrufen.
THCV-reiche Cannabis-Sorten und deren Verfügbarkeit
Im Gegensatz zu THC- oder CBD-reichen Pflanzen ist THCV in der Regel in geringeren Mengen im Hanf enthalten. Es gibt jedoch einige spezielle Sorten mit einem höheren THCV-Gehalt:
- Durban Poison: Eine südafrikanische Landrasse, die für ihre anregende Wirkung bekannt ist.
- Red Congolese: Eine Sativa-dominante Hybride aus Zentralafrika, die sich durch einen klaren und fokussierenden Effekt auszeichnet.
- Pineapple Purps: Eine in den USA gezüchtete Kreuzung aus Pineapple Express und Purps, mit einem fruchtigen Aroma und einer ausgeglichenen Wirkung.
Obwohl diese Sorten einen erhöhten THCV-Gehalt aufweisen, ist der Marktanteil von THCV-reichem Cannabis noch relativ gering. Um den individuellen Bedarf an THCV zu decken, müssen daher spezielle Extrakte oder Nahrungsergänzungsmittel verwendet werden.
Zusammenfassung
THCV ist ein interessantes Cannabinoid, dessen Eigenschaften es von anderen Substanzen wie THC unterscheiden. Seine möglichen therapeutischen Anwendungen, einschließlich seiner Wirkung als Appetitzügler, Stoffwechselregulator und Antikonvulsivum, machen es zu einem vielversprechenden Kandidaten für weitere Forschungen und medizinische Anwendungen. Die Verfügbarkeit von THCV-reichen Cannabis-Sorten ist jedoch noch eingeschränkt, sodass Extrakte und Nahrungsergänzungsmittel weiterhin die beste Option zur Deckung des Bedarfs an diesem Cannabinoid darstellen.